Stellungnahme zur Berichterstattung
im ZDF Magazin „Frontal 21“
Im Rahmen einer Reportage des ZDF Magazins „Frontal 21“ am 26.05.2015 wurde teilweise auch über den Türkischen Arbeitnehmerverein e. V. berichtet. Nachdem wir Mitglieder des Türkischen Arbeitnehmervereins uns durch diese Berichterstattung falsch dargestellt fühlen und im Rahmen der Berichterstattung Behauptungen aufgestellt wurden, die nicht der Wahrheit entsprechen, möchten wir hiermit zu dieser Berichterstattung Stellung nehmen.
Unser Verein
Der Türkische Arbeitnehmerverein e. V. als Vereinigung distanziert sich strikt von jeglicher Art menschenrechtsverachtender, faschistischer, rassistischer, radikaler oder fundamentalistischer Einstellung und dem damit verbundenen Gedankengut. Die Behauptungen, mit denen man uns in den vergangenen Wochen in der öffentlichen Presse als rechtsradikal dargestellt hat, sind nichts anderes als eine einseitige Unterstellung die letztendlich nur auf schlecht recherchierten Journalismus zurückgeführt werden kann. Wir sind als Verein in keiner Weise einer politischen Ausrichtung, weder in Richtung der politischen Linken noch der politischen Rechten, zuzuordnen. Jedes unserer Mitglieder ist frei in der Wahl seiner eigenen politischen Ausrichtung.
Unsere Grundprinzipien liegen in der Achtung und Wahrung der Menschenrechte, wobei wir uns zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der darin festgelegten freiheitlich demokratischen Grundordnung bekennen. Als ältester Migrantenverein Baden-Württembergs, welcher bereits im Jahre 1966 von den ersten türkischen Gastarbeitern in Friedrichshafen gegründet wurde, sind wir seit 21 Jahren als gemeinnützig anerkannt. Unsere Vereinsarbeit haben wir den Aufgaben gewidmet die türkische Kultur zu erhalten und Bildung, Integration und Sport zu fördern. Der Verein ist als Familienverein mit rund 180 Mitgliedern aufgebaut, die sich u. a. in einer Damen-, Jugend- und einer Akademikerabteilung engagieren. Die Vereinsarbeit umfasst neben kulturellen Tätigkeiten – wie einer Theatergruppe, einer Folkloregruppe und einem Orchester – auch sportliche Aktivitäten für Jugendliche und Damen die regelmäßig stattfinden. Im Rahmen der Vereinstätigkeit geben wir täglich über 50 Jugendlichen unterschiedlicher Herkunftsländer Nachhilfeunterricht in einer Vielzahl von Schulfächern, darunter Deutsch, Englisch und Mathematik. Unser Verein ist u. a. in zwei längerfristig angesetzten sozialen Projekten tätig, die durch uns selbst initiiert wurden. Das soziale Projekt „Zum Kennenlernen ist man nie zu alt“ soll die Integration älterer Türken und Muslime in Seniorenwohnheime fördern, das Projekt „Schulter an Schulter, stark vernetzt, klar gemacht“ ist der Suchtprävention bei Jugendlichen gewidmet. Um unser Vereinswesen der Gesellschaft näher zu bringen, präsentieren wir sämtliche Vereinsaktivitäten über unsere Internetseite und sogar über Apps, die von unseren eigenen Vereinsmitgliedern programmiert wurden.
Während wir bei unseren Vereinsaktivitäten Wert auf die Wahrung der türkischen Kultur und Erhaltung der eigenen Muttersprache der Mitglieder achten, ist es für uns gleichzeitig ein wichtiger Aspekt und ein erstrebtes Ziel, die Integration unserer Mitglieder in das gesellschaftliche Leben in Deutschland zu gewährleisten, zu fördern und hierfür aktiv einzustehen. Wir sind dabei überzeugt, dass Integration die beste Perspektive für eine bessere Zukunft bietet und vertreten die Meinung, dass ein gemeinsames Leben „miteinander“ anstatt „nebeneinander“ zu erfolgen hat.
Wir sehen Behauptungen, die uns als „Rechtsnationalisten“ oder „Gegner der Völkerverständigung“ darstellen als unrecht an und fühlen uns durch eine derartige Berichterstattung falsch verstanden.
Wir stehen für Toleranz, Verständnis und Gleichberechtigung unabhängig von Hautfarbe, Religion oder ethnischer Herkunft ein. Eine radikale nationalistische oder faschistische Ideologie lehnen wir ausdrücklich ab.
Wir möchten darauf hinweisen, dass sich das Wesen unseres Vereins anhand der auf unserer Internetseite eingestellten Publikationen umfassend erkennen und nachvollziehen lässt. Wir möchten dabei insbesondere betonen, dass sämtliche Leistungen unseres Vereins von unseren Mitgliedern ehrenamtlich angeboten werden, um die sie umgebenden sozialen Strukturen zu fördern und zu unterstützen.
Videoaufnahmen der
Canakkale-Gedenkfeier vom 21.03.2015
Im Vorfeld der von uns am 21.03.2015 organisierten Canakkale-Gedenkfeier wurden wir von Mitarbeitern des ZDF kontaktiert, die uns mitteilten, dass sie im Rahmen einer Berichterstattung zum 1. Weltkrieg gerne an unserer Feier teilnehmen würden. Auf Grund der Geschichte des Canakkale-Gedenktages teilte unser Vorstand dem ZDF daraufhin nach einer vorläufigen Zusage mit, dass man selbst nur ein kleinerer Verein sei und die Reporter auf Grund der Wichtigkeit des Gedenktages lieber an einer größeren Veranstaltung teilnehmen sollten und etwaige Interviews besser mit Mitarbeitern des türkischen Konsulats geführt werden könnten.
Trotz dieser Absage tauchten Mitarbeiter des ZDF dann doch bei der Feier auf, weshalb man ihnen aus Gastfreundschaft eine Teilnahme an der Gedenkfeier gestattete. Dabei wurde den Mitarbeitern des ZDF die Aufnahme der gesamten Veranstaltung ermöglicht. Nach Ende der Veranstaltung stellte sich unser 1. Vorstand, Herr Engin Cakmak, gemeinsam mit unserem Pressesprecher, Ümit Gökhan, noch für ein Interview über die Veranstaltung zur Verfügung. Daraufhin wurden von den Reportern des ZDF nur Fragen gestellt, die nichts mit der Veranstaltung zu tun hatten. Dabei ging es u. a. um eine angebliche Zugehörigkeit der ADÜTDF zur Föderation der türkisch-demokratischen Idealisten-Vereine in Deutschland (ADÜTDF) und einer politischen Zugehörigkeit zu den „Grauen Wölfen“. Herr Cakmak wies dabei darauf hin, dass man bzgl. einiger Projekte (beispielsweise der Organisation von Mekka-Reisen oder der Mitgliedschaft in Bestattungsfonds) in Kooperation steht. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man aber kein Mitglied im Dachverband ist. Im Anschluss versuchte Herr Cakmak klarzustellen, dass es aus seiner Sicht keine politische Gruppierung der „Grauen Wölfe“ gibt, sondern dass es sich beim Symbol des grauen Wolfes um ein historisches Symbol aller Turkvölker handelt, das aus einer alten Legende heraus ein Zeichen für Freiheit und Frieden darstellt. Er versuchte dabei insbesondere klarzustellen, dass das Symbol keiner politischen Gruppierung zugehörig ist und seiner Ansicht nach auch für keine politische Gruppierung verwendet werden kann. Die Äußerungen hierzu wurden von den Mitarbeitern des ZDF daraufhin zusammengeschnitten und in einem Kontext verwendet, der dem eigentlich Gesagten nicht entspricht.
Nachdem Herrn Cakmak und Herrn Gökhan klar wurde, dass die Berichterstattung des ZDF offensichtlich nicht den Zweck hatte, der eigentlich vorgeschoben wurde, wurde eine Verwendung des gefertigten Videomaterials ausdrücklich untersagt. Die anwesenden Mitarbeiter des ZDF gaben daraufhin vor, dass sie sämtliche Videoaufnahmen löschen würden und spielten sogar ein tatsächliches Löschen der Aufnahmen vor.
Der Ablauf der Berichterstattung erweckt auf uns den Eindruck, als habe man von Anfang an beabsichtigt die Aufnahmen unserer Gedenkfeier für die Reportage zu verwenden, egal wie sich der Ablauf der Feier gestaltet und was Inhalt der gemachten Interviews war. Wir können insbesondere nicht nachvollziehen, dass der Gedenkfeier eine Verherrlichung des 1. Weltkrieges unterstellt wird, wenn der Sinn dieser Feier doch eben gerade ist, dass man das Andenken der Gefallenen der Canakkale-Schlacht und das ihrer Angehörigen hochhält.
Es ist für uns auch nicht nachvollziehbar, wie unser Verein nunmehr Gegenstand einer Reportage ist, in der über radikale Salafisten und die deutsche Gesellschaft unterwandernde radikale türkische Nationalisten berichtet wird. Nachdem die Art der Berichterstattung durch die Mitarbeiter des ZDF-Magazins „Frontal 21“ bei uns nicht nur den Eindruck schlecht recherchierten Journalismus erweckt, sondern sogar den der bewusst in Kauf genommenen Fehlinformation, haben wir uns zur Durchführung juristischer Schritte gegen das ZDF entschlossen und haben diese bereits über unseren Rechtsanwalt eingeleitet.
Uns ist nicht bekannt, dass wir vom Verfassungsschutz als rechtsradikaler Verein überwacht werden. Auf Grund der Ausgestaltung unseres Vereins und unserer Vereinstätigkeit ist es für uns auch nicht nachvollziehbar, wenn dies tatsächlich der Fall sein sollte. Wir sehen diese Aussage des ZDF als eine bewusste Entstellung von Tatsachen an, die von uns nicht ohne Widerspruch hingenommen wird.
Der Vorstand